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Produktion auf Nachhaltigkeitskurs: weniger Emissionen, intelligente Ressourcennutzung - Anuga FoodTec
Donnerstag 15 März 2012
Die Lebensmittelbranche arbeitet auf allen Ebenen an besserem UmweltschutzNach einer Statistik des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verbrauchte das produzierende Ernährungsgewerbe in Deutschland im Jahr 2009 insgesamt 217.656 Terajoule Energie. Das verarbeitende Ernährungsgewerbe, welches die landwirtschaftlichen Rohstoffe zu den Lebensmitteln weiterverarbeitet, die wir im Supermarkt kaufen, kam auf eine Bilanz von 3.552.020 Terajoule. Ein Terajoule sind 1.000.000.000.000 Joule (eine Billion). Ein Joule entspricht ungefähr 4,2 Kalorien. Es liegt auf der Hand, dass jedes eingesparte oder besser ausgenutzte Joule weniger Emissionen, Treibhausgase und selbstverständlich Produktionskosten bedeutet.
Die deutsche Lebensmittelindustrie arbeitet nicht zuletzt auch aufgrund unserer strengen Umweltgesetzgebung bereits auf einem hohen ökologischen Niveau. Das Bewusstsein für Umweltbelange ist hoch. Ebenso hoch ist die Motivation, verantwortungsvoll mit landwirtschaftlichen Rohstoffen umzugehen und weitere Effizienzpotenziale bei der Lebensmittelproduktion zu erschließen. Vor allem bei der Nutzung der eingesetzten Rohwaren setzt die Lebensmittelindustrie auf kontinuierliche Verbesserungen. Hierzu gehört auch eine zunehmende Kaskadennutzung, die darauf ausgerichtet ist, Rohstoffe möglichst umfassend über mehrere Nutzungsphasen einzusetzen und somit im Ergebnis den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Dies erfolgt beispielsweise durch die Nutzung von Nebenprodukten und Reststoffen, die im Rahmen der Lebensmittelherstellung anfallen, zur Herstellung von Futtermitteln oder zur energetischen Verwertung in Biogasanlagen.
Energiesparen ist eine Angelegenheit der Industrie
Für die apetito AG, einen Fertigmenü-Spezialisten aus Rheine ist die Kälteerzeugung zur Produktion von Tiefkühl-Menüs von großer Bedeutung. Kälte erzeugt apetito mit elektromotorisch angetriebenen Kompressoren. Die entstehende Abwärme nutzt das Unternehmen mit einem umfangreichen Wärmerückgewinnungssystem. Dieses System liefert das gesamte Warmwasser für die Koch- und Garbereiche sowie das für die Betriebsreinigung erforderliche Heißwasser. Darüber hinaus beheizt es auch die Verwaltungsbereiche am Standort. Weitere Maßnahmen, wie zusätzliche Luftschleusen und Kälteanlagen mit mikroprozessorgesteuerten Verdichtern und Volumenverhältnissen, führen dazu, dass Energie so effizient wie möglich genutzt wird.
Auch Carlsberg Deutschland arbeitet permanent an Optimierungen des Energieverbrauchs. Ein umfassendes Energiecontrolling im Unternehmen schafft Transparenz und ist dafür die Grundlage. An mehr als 1.000 Messstellen im Unternehmen werden Energieverbräuche und energetische Betriebszustände aufgenommen und online visualisiert. Dadurch kann das Personal auf Abweichungen von Soll-Zuständen sofort reagieren. Eine besondere Maßnahme im Rahmen der Erhöhung der Energieeffizienz ist eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in der zu Carlsberg gehörenden Holsten-Brauerei in Hamburg: Bei der Verbrennung von Erdgas in einer Gasturbine, die an einen Generator gekoppelt ist, ermöglicht die Anlage sowohl die Nutzung der Bewegungsenergie zur Stromgewinnung als auch die Nutzung der Abwärme zur Erzeugung von Prozessdampf. Der Dampf wird vollständig bei der Bierherstellung in der Brauerei verwendet, der Strom wird von den vielen Elektromotoren der Brauerei benötigt. Da die Anlage fast immer im optimalen Betriebszustand betrieben wird, erhöht sich die Effizienz noch weiter.
Es gibt zwar viel Wasser, aber nicht genug
Optimierungen der Prozesswassernutzung sowie der Abwasserbehandlung können in der Lebensmittelindustrie erhebliche Beiträge zu einem nachhaltigen Wirtschaften leisten. Hinzu kommt, dass die Lebensmittelindustrie wie wir alle von sauberem Wasser abhängig ist, denn so gut wie kein Lebensmittel kann ohne sauberes Wasser produziert werden. Ein Großteil des global vorhandenen Wassers ist jedoch nicht trink- und verwendbar oder nur mit großem Energieaufwand nutzbar zu machen. Die Ernährungsindustrie setzt daher schon seit vielen Jahren in vielen kleinen Schritten auf die Einsparung und Wiederverwendung von Wasser. Diese Bestrebungen sollen durch integrierte Ansätze zu einem effizienten Wasser-, Energie- und Stoffstrommanagement und damit zu einem produktionsintegrierten Umweltschutz weiterentwickelt werden. Eine Vorreiterrolle hat hier Kellogg in Bremen mit seiner Brauchwasser-Recyclinganlage eingenommen, welche deutlich über die von den Behörden geforderte Umweltverträglichkeit hinausgeht. Über ein Kondensationsverfahren wird das anfallende Abwasser gereinigt, so dass der Gesamtwasserbedarf von 250.000 Kubikmetern um mehr als die Hälfte reduziert werden konnte. Insgesamt investierte das Unternehmen in Deutschland rund neun Millionen Euro in die Produktionswasser-Recyclinganlage und übernahm damit eine internationale Vorreiterrolle beim bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Heute betreibt es eine der wenigen Cerealien-Fabriken weltweit, die mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeiten. Im Januar 2009 veröffentlichte Kellogg den ersten Bericht zur Unternehmensverantwortung. Darin wurde verbindlich das Ziel festgelegt, bis 2015 15 bis 20 Prozent des gesamten Energie- und Wasserverbrauchs zu reduzieren, klimaschädliche Abgase zu verringern und die Abfallmenge pro Tonne produzierter Lebensmittel zu minimieren.
Einen neuen Aspekt in der Nachhaltigkeitsdiskussion, dem sich die Lebensmitteindustrie stellen muss, bildet der Begriff des "virtuellen Wassers". Er beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt oder einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. Mit der Berechnung des virtuellen Wasserfußabdrucks, den ein Produkt oder eine Dienstleistung hat, lässt sich die ökologische Situation der Produktionsbedingungen bewerten. Der Anbau von Obst im Wüstenklima erfordert beispielsweise mehr Wasser als in gemäßigten Zonen. Zum anderen können über den Wasserfußabdruck internationale Wasserbeziehungen abgebildet werden.
Mit dem Zug sauber bis an die Laderampe
Die Lebensmittellogistik wird heute zu einem großen Teil per LKW abgewickelt. Was sich für die Feinverteilung der Waren in den Supermarkt bisher leider nicht vermeiden lässt, kann für größere Warenmengen und Rohstoffladungen auch mit der Bahn erledigt werden. So lässt Kraft Foods Deutschland für den Transport von Rohkaffee aus dem Hafen Bremen in die Rösterei nach Berlin-Neukölln zwei Mal in der Woche den "Jacobs-Kaffee-Logistikzug" rollen. Jeder Zug besteht aus 60 Containern, die eine Gesamtlänge von 510 m bilden und insgesamt 1.200 Tonnen Rohkaffee beinhalten. Durch den Zugtransport werden jährlich 6.500 LKW-Touren eingespart. In den 15 Jahren seines Bestehens hat dieser Zug die transportbedingten CO2-Emissionen um etwa zwei Drittel reduziert, das sind rund 35.000 Tonnen.
Eine weitere Optimierung konnte durch den Wechsel von Sackware zu sogenannten Bulk-Containern erzielt werden. In jedem Container können dadurch zwanzig Prozent mehr Kaffeebohnen transportiert werden. Dabei wird der gesamte Container mit einem sogenannten "Inlet" ausgekleidet und dann wie ein Schüttgutcontainer komplett mit losen Kaffeebohnen gefüllt.
Auch für Fertigprodukte gibt es solche Beispiele. So hat die Warsteiner Brauerei einen kompletten Containerbahnhof auf ihrem Fabrikgelände errichtet und Berentzen hat alte, aber gut erhaltene Gleise am Produktionsstandort sowie am 41 km entfernten Zentrallager reaktiviert und kann jetzt 5.000 LKW-Fahrten im Jahr einsparen.
Auch im Verteilerverkehr wird es bald serienmäßig einsetzbare, ökologisch vorteilhafte Möglichkeiten geben. Die Daimler AG setzt zum Beispiel auf Hybridtechnik, bei der die rückgewonnene Bremsenergie eine luftgekühlte Lithium-Ionen Batterie lädt. Eine Start-Stopp-Automatik stellt den Dieselmotor ab, sobald das Fahrzeug zwei Sekunden steht. Das Wiederanfahren übernimmt ein Elektromotor, ebenso wie die Antriebsunterstützung an Steigungen. Die rückgewonnene Bremsenergie steigert den Wirkungsgrad des Motors um elf Prozent, die CO2-Emissionen sinken um 10 bis 15 Prozent.
Mc Donald´s schließlich macht aus Abfall eine Tugend. Das bundesweit anfallende Frittierfett wird nicht mehr als Entsorgungsproblem betrachtet, sondern zu Biodiesel verarbeitet, der die Flotte zur Restaurantbelieferung antreibt.